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Atem stricken, Gedanken hören

Es ist Vorweihnachtszeit:

Das war eigentlich auch mal eine Fastenzeit. Nicht nur vor Ostern, auch vor Weihnachten war es ein Fasten. War es mal. Heute gibt es Lebkuchen, Schokolade, Plätzchen.


Meine Mama hat mir neulich aus ihrer Kindheit erzählt, was ich bisher nie von ihr hörte.

Sie war ungefähr 6 Jahre alt meinte sie, da sind sie fast jede Nacht in den Luftschutzbunker gestiefelt, lagen schon in Kleidung im Bett, nur schnell Mantel drüber und los. Ihre Mama, also meine Oma, hat im Advent dann die Dose mit den fertig gebackenen Plätzchen mit in den Bunker genommen. Wenn sie sich schon so viel Arbeit gemacht hatte, dann sollten die Plätzchen nicht zerbombt werden.

Das hat etwas schön Trotziges und Positives zugleich - denn meine Oma glaubte fest daran, dass sie sowohl diese eine Nacht wiederum überstehen würden als auch, dass sie Weihnachten erleben und auch feiern würden. Allem Krieg zum Trotz - Rituale beibehalten.

Und gegessen wurde von diese Plätzchen dann tatsächlich erst am Heiligabend.


Als ich dann Kind war und wir ja im Gegensatz in Frieden und Überfluss aufwachsen durften, war es in der Familie dann auch so, dass auch wir erst an Heiligabend die ersten Plätzchen haben durften. Das hatte meine Mama beibehalten und somit war das Warten auf Weihnachten auch ein kleines Fasten.


Ich liebe es nun, die Zeit jetzt im Jahr zum Rückzug zu nutzen. Ich versuche, kaum Kurse in der Zeit anzubieten, es hat ohnehin jede und jeder viel zu uns - und ich selber möchte gern handarbeiten für die Menschen, die ich beschenken mag.


Ich liebe es also einfach, nur vor mich hinzustricken und meinem Atem und der Musik zu lauschen, das Knistern im Kamin als gemütliche Wärme zu genießen und meine Gedanken kommen und gehen zu lassen.


Diese Geschichte meiner Mama hat mich sehr berührt, klar, meine Mama, meine Oma - aber auch diese Vorstellung ein kleines Mädchen im Bunker mit ihrer Mama. Die restliche Familie war jeweils an anderen Orten, wohin man sie eben gesendet hatte.

Wie viel Fröhlichkeit, Mut manchmal auch nervige Betriebsamkeit, aber immer Lebensmut meine Mutter jeden einzelnen Tag ihres Lebens hatte und hat und vertraut und verschenkt - das ist unbeschreiblich kraftvoll!


stricken vor dem Ofen

Nun sehe ich den Flammen zu und bin einfach dankbar -

für ihre Offenheit und die Geschichte, die sie endlich mal erzählte und die Zeit, die ich habe, ihr zuzuhören.


Advent - Ankunft - Zeit haben, Zeit nehmen - füreinander, miteinander.

Das wünsche ich Euch.


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