Im Februar werden die Tage schon ein bisserl länger. Es ist wenig, aber spürbar.
Wir können das nicht beschleunigen, aber bemerken.
Es gibt öfter Dinge, die eben einfach ihre Zeit brauchen, die wir wahrnehmen, vielleicht auch genießen, uns darauf freuen - aber wir können viele Ereignisse nicht beschleunigen auch mit Ungeduld.
Ich würde zum Beispiel so gern so viel mehr zeichnen oder Schmuck machen, die Zeit im Atelier vermehren - aber das geht oft nicht. Ich ertappe mich dabei, zu denken, wenn ich das hier fertig habe, mache ich das und danach das - ich bin also mit den Gedanken viel mehr bei den Ereignissen "danach" als im Jetzt.
Nach "was" bin ich dann eigentlich?
Manche viel reden davon, was alles getan werden könnte im Urlaub oder in Rente oder wenn dies oder jenes anders wäre.
Aber nehmen wir uns damit nicht die Chance auf die Achtsamkeit und Dankbarkeit im Jetzt?
Ja klar, beim Zahnarzt unter Schmerzen kann ich das Jetzt weder genießen, noch möchte ich es beachten - lieber denke ich dann an eine schöne Bergtour.
Wenn ich aber in allem, was ich tue und was auch durchaus getan werden muss, wie Wäsche waschen oder immer wiederkehrend putzen, nur an das "danach" denke, verfliegt meine Achtsamkeit für den Moment.
Die alltäglichen und notwendigen Arbeiten können auch sinnstiftend als Meditation genutzt werden.
Kennst du das Buch von Momo und den Stundenblumen, die die grauen Männer verrauchen? Der Straßenkehrer gerät in Stress, als er alles nur noch fertig haben will und ausschließlich an das "danach" denkt - anders als vorher, als jeder Strich mit seinem Besen über den Weg einfach Teil seines Lebens war.
Beim Zeichnen kannst du auch so schnell verkrampfen und nur das "danach" beachten, wenn du ständig unter dem Druck arbeitest, dass jedes Blatt ein Kunstwerk werden soll.
Das strengt aber dann so an, dass die Linien weder locker noch geschwungen schön werden oder die Ausstrahlung im Bild wirkt verkrampft.
Lass los und mache, was dir in den Sinn kommt - auch wenn es dann nur ein Schmierblatt für die nächsten Farbtests wird oder ein Papierball auf dem Weg zum Korb.
Klar werden Kalligrafie und vor allem auch Aquarell oder so manche Skizze beim Aktzeichnen schnell angefertigt - aber weißt du, wie viele Skizzen vorher diese Fingerfertigkeit ermöglicht haben? Wie oft ist der Kalligrafie Pinsel über das Blatt gehuscht und das Ergebnis war nicht wie gewünscht?
In einem schnellen Aquarell oder eine locker aufs Papier gebrachten Skizze liegt nicht nur die Zeit des Anfertigen für dieses eine Blatt - da liegt all die Übung drin aus den Jahren vorher.
Pianistenhände mit flinken Fingern üben stundenlang und tagelang über Jahre, bis es so klingt wie im Konzertsaal.
Das ist beim Zeichnen oft anders - da haben wir dann ein Blatt vor uns und sehen ein Ergebnis und es fällt manchmal schwer, es loszulassen. Dabei - es kann sehr reinigend sein, eigene Werke einfach zu verbrennen, zu übermalen oder bei mir im Schmuck am Goldschmiedebrett auch mal was einzuschmelzen, was mir nicht gefällt.
Der Weg an sich war trotzdem lohnend, die Übung an sich wiederholt lehrreich und wie mit einem Instrument hast du dein Handwerk ebenso wie deinen Geist in meditativen Zeichnen geübt.
Übung als Wegstrecke - gehen, um zu gehen. Nicht nur ans Ziel denken oder das "danach", sondern den Weg selbst wahrnehmen - das wünsche ich dir!
