Bevor du zeichnest, siehst du. Du betrachtest ein Objekt und ertastet vielleicht auch die Oberfläche, nimmst den Charakter wahr und die Härte oder Weichheit, siehst glänzende Reflexe oder spürst die kuschelige Wärme - diese Wahrnehmung fließt mit ein in die Zeichnung.
Es gibt dann die technischen Möglichkeiten mit verschiedenen Stiften und unterschiedlichem Papier zu arbeiten, du lernst in meinen Kursen zum puren Zeichnen, wie du Glanz oder Perspektive darstellst.
Und immer ist das Sehen die Basis vorab.
Durch das Zeichnen schaust du dann immer wieder hin, nimmst immer genauer wahr.
Und es kommt dann zu einem Wechsel in der Wahrnehmung an sich. Denn auch wenn du nicht zeichnest, gehst du dann durch die Welt und denkst darüber nach, wie du etwas zeichnen könntest.
Vielleicht sitzt du in einem Café, stellst die Tasse ab und - klick - dein Gehirn erinnert sich an Zeit, als wir im Kurs ein Stilleben gezeichnet hatten und schon gehts los: "Wie würde ich die Tasse darstellen, welche Ellipse hat der Teller und wie groß ist der Löffel proportional dazu?"
Wir bewegen uns ständig im dreidimensionalen Raum und beim Zeichnen bringst du diesen auf zwei Dimensionen auf dem Papier. Was lässt du weg, was stellst du wie dar, was siehst du tatsächlich und was ist verdeckt durch etwas anderes?
All diese Fragen fließen gleichzeitig mit ein zum Zeichnen.
Um ganz in den Flow dabei zu kommen und sich ganz auf dieses Wahrnehmen einzulassen, hilft die Beruhigung des Geistes durch Meditation.
Vor allem und ganz besonders intensiv, weil in der Meditation die wertfreie Wahrnehmung mit aller Aufmerksamkeit und gleichzeitiger Ruhe in Stille geübt wird.
Hörst du die Vögel draußen oder das Rauschen der Heizung drinnen? Ja, höre es, lass es deine Sinne wecken und lass es weiter gehen. Atem spüren, Atem fließen lassen und dem Atem lauschen - das reicht aus, um in deinen eigenen inneren Raum zu kommen und da zu bleiben.
Eine Zeit lang, etwa eine halbe Stunde, ohne Bewegung und ohne Gerede, schweigend in dir ruhend meditieren wir in den Kursen oder du für dich an deinem Ort.
Danach dann die Welt wieder mit geöffentes Augen zu sehen, Lichteinfall, Oberfläche, Perspektive - das ist wie frisch erwachen. Und in der wertfreien Wahrnehmung verbleibend, zeichnest du den ersten und den nächsten Strich.
Hörst dem Stift auf dem Papier zu - einfach locker, scheinbar ohne Ziel.
Das meditative Zeichnen stellt sich ein, nach der Stillemeditation und der Bewegung im meditativen Gehen, um den Kreislauf wieder zu aktivieren.
Wertfrei heißt hier, ohne Druck und Leistungsdenken zeichnen zu können. Denn das Leistungszentrum im Gehirn ist auf stand by geschaltet durch die Stillemeditation. Das lassen wir auch so. Und noch bevor das Gehirn anfängt die Zeichnung zu bewerten oder Zeitdruck zu spüren - legen wir das Blatt und den Stift beiseite. Gehen wieder in Ruhe und meditieren erneut in Stille.
Immer wieder im Wechsel gelingt es, zum Genuss des Zeichnens und Wahrnehmens an sich zu kommen. Flow als Vergessen der Zeit und Entspannung, Flow als Verbindung zwischen Tun und Spüren, Flow als Aufgehen im Moment und in der Handlung - das wirst du damit erleben.
Entspannung macht sich breit, du merkst, der Puls geht runter und das Rad der Gedanken stoppt.
Innere Ruhe und Auftanken für den Alltag.