Manchmal sieht vieles grau aus, weil der Nebel über den gefrorenen Feldern steht und die Sonne noch nicht durchkommt. Für manche ist dieses Grau eintönig und es bedrückt die eigene Seele, keine Sonnenstrahlen zu finden. Für andere aber mag es erholsam sein, nur zarte Farben zu erkennen und den Nebel über den übrigen Pflanzen vom Vorjahr dahin fließen zu sehen.
Die eigene Stimmung beeinflusst, wie wir etwas sehen und wahrnehmen.
Genauso kann es uns mit den Zeichnungen gehen, die wir vor uns hin zeichnen. Einmal finden wir jedes entstandene Blatt toll und spüren in uns Stolz aufsteigen. Ein anderes Mal ist alles irgendwie nur Bleistiftgrau und das Auge findet keine zufriedenstellende Schönheit. Kennst du das?
Ich kenne das sehr, sehr gut aus eigener Erfahrung - in dem Moment, als ich mich entschieden hatte, mein Hobby zum Beruf zu machen, hörte ich oft: "Oh Schmuckdesignerin, das ist aber ein schöner Beruf!" Ich dagegen fand es sehr anstrengend in diesem Beruf anzukommen, in der Ausbilung und immer dem Vergleich! Ständig, jede Arbeit wurde mit denen der anderen verglichen und mir selbst, mir selbst war nichts gut genug, was ich herstellte. Ich sah oft nur Grau - meine eigenen Arbeiten fand ich nie gut genug. Aber gut genug für was eigentlich?
Ich habe viel gezeichnet auf Metall und nur die Linien stehen lassen, das heißt, ich sägte oft tagelang mit mini dünnen Sägeblättern alles weg, was zwischen den Linien war - es entstanden viele Gitter als Schmuck. "Gitter-Gitte" war dann schnell mein Name und es freute mich, immer feiner und genauer werden zu können - alles von Hand herzustellen und dabei wie in einer Meditation zu versinken.
Irgendwann kam auch die Zeit, in der mir meine Ergebnisse gefielen, ich wurde mit dem Schmuck selbständig, ich hatte auf Messen an Fachhändler oder bei Ausstellungen verkauft -  es lief also gut.
Das Grau der Entwurfsskizzen wurde zu Gold und Silber und ließ sich verkaufen.Â
Aber was war mit der eigenen Stimmung?
War das stimmig für mich?
Wie diese Geschichte dann weiter ging, ist zu lang für sehr viele Blogbeiträge - was ich sagen will:
Es dauert manchmal.
Manches braucht seine Zeit.
Und ob etwas stimmig ist, hängt sehr von der eigenen Stimmung ab - mehr als von Urteilen durch andere.Â
Wie viele wissen, habe ich ja dann auch andere berufliche Schritte gemacht.
Und wo immer ich hingezogen bin, war mein Goldschmiedetisch mit allem Werkzeug und die Zeichenutensilien dabei. Meine Wohnungen waren eher wie Schlafateliers.
Und nach und nach wurden es mehr Menschen, die gern mit mir zeichnen.
Parallel habe ich immer intensiver meditiert und nehme nach wie vor gern selber an Kursen teil, um mich aufzutanken.
Diese Ruhe und Energie fließt dann in meine Seminare für das meditative Zeichnen für euch.
Und wenn dir mal dein eigenes Leistungszentrum sagt, deine Ergebnisse seien ungenügend und du siehst nur kaltes Grau - dann leg einfach alle Blätter weg und meditiere wieder. In der Meditation und der Konzentration auf den eigenen Atem kommst du wieder in die wertfreie Wahrnehmung. Dein Geist entspannt - und ob dir später deine Zeichnungen gefallen oder nicht, ist gar nicht mehr entscheidend. Wenn du in der meditativen Stimmung bleibst, ist das Zeichnen an sich wieder wesentlich - wahrnehmen, sehen, genau betrachten, Pflanzen erkennen oder Landschaften genießen oder Muster erfinden. Das Zeichnen selbst ist dann wieder deine Entspannung.
Und wenn du diesen Prozess des Zeichnens wiederum durch eine Stillemeditation unterbrichst und danach dein Blatt betrachtest, siehst du alles wieder neu.
Behalt es oder lass es los - kein Krampf voll Leistung ist mehr nötig, sondern Genuss am Sehen breitet sich aus.
Und ganz bestimmt Dankbarkeit! Innere Wärme und Ruhe für das Erleben der Stille und den Genuss von Zeit.
Lass uns das zusammen in den Seminaren üben :)
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