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Erste Zeichnungen finden

In meinem Sammelsurium im Atelier habe ich viele Zeichnungen, die ich selber noch als Bewerbung zur Ausbildung gemacht hatte und aus der Zeit während der Designschule. Diese Arbeiten kenne ich natürlich innerlich, weil ich ich weiß, wann ich was gezeichnet hatte. Ich sehe gern die alten Arbeiten und erinnere mich.


Aber ich habe auch noch viel ältere Blätter: Aus der Zeit seiner Ausbildung an der Kunstwerkschule habe ich die Skizzen meines Vaters bei mir. Zeichnungen eines Suchenden - das erkennt man an der Linienführung.

Proportionen und Perspektive, die schon stimmen. Linien mit Tusche oder Flächen mit Kohle dunkel schraffiert. Das Spiel von Licht und Schatten. Entwicklung von Formen, die dann zu geschmiedeten Gefäßen wurden.


Was fasziniert mich an diesen alten Zeichnungen so sehr?

Ich sehe, dass auch der, von dem ich so viel, wenn nicht alles gelernt habe, mal angefangen hat. Ich erkenne seine Zeichenart und wie er Formen dargestellt hat, die er dann in der dritten Dimension ins Material geformt hat.


Und ich sehe natürlich jetzt rückblickend die Parallelen.


Meine Zeichnungen aus der Jugend sind stark angepasst an seinen Stil.

Klar, von ihm hab ich gelernt und abgeschaut.


Und bei uns beiden sehe ich, wie wir und dann jeweils auf den eigenen Weg konzentrierten und unseren jeweils eigenen Stil entwickelten.

Er seinen, Ich meinen.


Zeichnen ist sowohl äußeres Sehen und Erkennen - was steht wo, wie fällt der Schatten, welches Detail erkenne ich noch - als auch Phantasie!

Beim Zeichnen kann ich Welten darstellen, die in meiner Phantasie existieren. Ich kann Dinge darstellen, die ich erst noch entwickeln will, die erst weiter geformt werden und in die dritte Dimension kommen, wenn alle Fragen durch das Zeichnen geklärt sind.


Egal, ob mein Mann etwas konstruiert, ich ein Schmuckstück entwerfe oder wir miteinander über unsere Ideen kommunizieren - Zeichnungen sind unser Sprachrohr.


Und alte Zeichnungen ansehen oder sogar erste Zeichnungen finden, ist wie eine Reise ins eigene Ich.


Schön, dazu Ruhe zu finden.


Wenn in den Kursen an schönen Orten Blätter und Hefte mit Zeichnungen entstehen, sind das Erinnerungen an die Zeit dort. Intensiver als ein schnelles Handy-Foto des Ortes, weil ich Zeit brauche, um die Zeichnung entstehen zu lassen. Und weil ich beim Zeichnen viel intensiver und immer wieder hinsehe auf das, was ich darstellen will. Und - sehr wichtig - je nach eigener Gemütslage sehe ich die Dinge unterschiedlich und stelle sie dann auch anders dar.

Selbst Stilleben von Dingen daheim sind mal aufgewühlt oder vorsichtig heran tastend und zart. Das ist besonders am Zeichnen.


Tagebücher des Lebens in Zeichnungen.





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