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Zeichenklasse und meditatives Zeichnen - was ist der Unterschied?

Heute morgen fahre ich noch mit dem Zug nach München, genieße die Strecke entlang der Mangfall durch das urige Waldstück ohne großen Straßen und danach den weite Blick über die Felder, bevor langsam die Stadt beginnt und die Häuser größer und die Wohnungen kleiner werden. Die Mischung der Menschen, das geschäftige Treiben verdichtet sich und dann bin ich da, wo ich heute Gast sein darf:


Im HP8, dem anderen Gasteig, bei der Isarphilharmonie, im Süden Münchens, neben den Isarauen in der Münchner Volkshochschule MVHS.


Hier war ich zuletzt für deinen Abendkurs über mehrere Stunden zum meditativen Zeichnen, heute werde ich für zwei Stunden unterrichten, weil heute eine neue Zeichenklasse beginnt.


Was ist der Unterschied?


Zunächst die Ausstattung:

  • Zum meditativen Zeichnen habe ich die Klangschale dabei und für jeden genau einen Bleistift 2B und Papier mit Klemmbrett.

  • Zum puren Zeichnen habe ich eine Auswahl verschiedener Stifte mit, heute noch keine Objekte zum Zeichnen, aber künftig dann auch Farbstifte, Gläser und Gemüse oder weiße Tusche und schwarzes Papier.


Und die Ausrichtung:

  • Beim meditativen Zeichnen kommen wir zuerst in Stille ganz innig in uns selbst an. Mit der Klangschale eingeleitet sitzen wir zur Meditation und genießen den Moment. Dieses absichtsfreie Wahrnehmen und die Fokussierung auf uns selbst und den Atem wird auch so in der Zeit des Zeichnens gelebt. Wenn wir dann langsam mit wiederholten Pausen auf dem Weg zum Sehen, Atmen, Sitzen und Meditieren bis zum Isarufer gehen, sind wir schweigend aufmerksam als Gruppe und doch ganz in uns selbst unterwegs. Die Isar nehmen wir intensiv mit den Sinnen wahr, kommen an, sehen, meditieren und lassen uns inspirieren zum Zeichnen, was wie von selbst aus dem Stift heraus fließt. Wertfreie Wahrnehmung, Zeit genießen, Ruhe.

  • Beim puren Zeichnen kommen wir zusammen, um ganz gezielt zeichnen zu lernen, in verschiedenen Stufen unterschiedliche Techniken aufeinander aufbauend. Von Material und Struktur über Perspektive und Farblehre hin zu Transparenz, Glanz und Porträt. Jedes Mal an einem Kurstage für zwei Stunden intensiv Theorie und Praxis lernen und üben. Auch hier ist das Sehen zuerst und wir analysieren die Perspektive der Gebäude oder die Oberfläche von glänzenden Objekten. Mit dem analytischen Wissen geht es dann darum, die dreidimensionalen Objekte realitätsgenau auf die zweidimensionale Zeichenfläche zu bannen. Auch hier entsteht oft Stille, weil sich die Tielnehmenden intensiv konzentrieren. es ist eng in der Zeit und doch auch entspannte Atmosphäre.


Dann die Ausführung:

  • Beim meditativen Zeichnen lassen wir immer wieder die Zeichnung liegen. Hören bewußt auf und zeichnen nur eine Stunde am Stück. Danach gehen wir langsam und meditativ auf Körper und Atem konzentriert, bevor wir uns zur Stille setzen. Diese regelmäßigen Abwechslungen von Meditation und Zeichnen intensivieren sich gegenseitig und die Zeit ist völlig fließend. Wir kommen zur Ruhe, nehmen uns selbst und unsere Umgebung völlig ohne Bewertung einfach wahr, lassen Gedanken ziehen. So sehen wir die Zeichnung immer wieder mit neuen Augen. Machen mal an einer begonnenen weiter oder fangen eine andere Zeichnung an. Das Zeichnen an sich ist die Ausrichtung ohne Leistung oder Anspruch. wie die Meditation auch.

  • Beim puren Zeichnen wollen wir Ergebnisse. Wir nutzen also die wenige Zeit von zwei Stunden und zeichnen durch. Es kommt einem so wenig vor und doch ist es auch viel - Stunden der Konzentration und Ãœbung. Sehen, analysieren, erkennen, darstellen. Dran bleiben und Details weiter ausarbeiten. So genau wie möglich und auch so abstrakt wie nötig. Weg lassen, rechtzeitig aufhören, bevor ein Bild wie "tot gemalt" ist, weil kein Raum mehr für Phantasie mehr wäre. Dann volle Zeichnungsmappen nach Hause tragen.


Das Ziel ist also völlig verschieden.

Hier das wertfreie und absichtsfreie Sein - dort die fertigen Zeichnungen und handwerklichen Fähigkeiten.


Lernen und üben ist beides.

Freude am Schaffen und der Selbstwirksamkeit ist auch bei beiden.

Und doch ist der Unterschied groß und einladend, mal beide Arten zu erleben.

Was ich hier schreibe ist von außen beschrieben.

Innerlich die jeweilige Variation zu spüren, ist individuelles Erleben.

Das kann ich anleiten und unterstützen, erleben wird jede und jeder für sich.

Und es kann in jeder Tagesform und Situation unterschiedlich sein, was du gerade brauchst.


Meditatives Zeichnen kann intensiv entspannen und wie eine Kurzmeditation den Fokus auf das Jetzt stärken, ohne eine Zeichnung am Ende als fertig in den Händen zu halten - kann sein, es entsteht etwas, das du behalten willst, kann sein, es bleibt einfach die Erinnerung an die entspannte Zeit.


Pures Zeichnen kann auch die Zeit vergessen lassen, ist aber von Beginn an auf Ergebnisse ausgerichtet und dadurch mit Konzentration aufs Ziel auch wie eine sportliche Übung mal anstrengender, mal lockerer. Kann sein du hast am Ende Zeichnungen, die du super findest und du hast Schritte erkennbar gelernt. Manchmal wie bei der Zeichenklasse heute kommen auch Teilnehmende und brauchen eine Mappe für eine Bewerbung. Das kriegen wir hin.


Also los!


Was willst zuerst ausprobieren und erleben?

Schön und intensiv ist beides!


Als Lebensphilosophie ist meditatives Zeichnen mit all der Ruhe, zwischendurch loszulassen und wann anders weiter zu machen, wie eine Lebensspur bei mir geworden. Mein kompletter kreativer Prozess auch für Bilder, die ich gern ausstellen möchte, läuft anders ab als früher. Aber das ist Thema für weitere Blogbeiträge....



am Wasser Zeit genießen







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