Mit dem Rücken an die dunkle Holzwand gelehnt, die sich in der Mittagssonne erwärmt hat, sitzen wir nebeneinander, hören unseren Atem und das leise Tropfen vom Dach in die hölzerne Regenrinne – der Schnee taut langsam vom Dach.
Ansonsten ist es still.
Und in mir breitet sich ebenso Stille aus. Ich bin geborgen, ich weiß, ich werde versorgt im Kloster und unsere Gruppe ist gelassen im Umgang miteinander.
Es ist so ruhig hier in den Bergen, das selbst die schnurrende Katze laut scheint.
Aber die Stille ist mehr als ein akustisches Phänomen. Die Geborgenheit in der Gruppe ebenso wie in dem Haus trägt wesentlich dazu bei, dass die Sehnsucht gestillt wird, zur Ruhe zu kommen. In Meditation kann sich innerlich viel bewegen. In der wertfreien Wahrnehmung kommen Gedanken vorbei wie Äste an einem im Bach liegenden Stein. Ich nehme sie wahr, halte an nichts fest.
In Tokio und in Leh habe ich Tempel des Zen besucht. In unserem Kulturkreis gibt es Klöster zum Meditieren und Schweigen.
Allen ist der Rückzug aus dem Alltag gemein. Und oft sind es Naturnahe Häuser. Navid Kermani schreibt in seinem neuen Buch Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen: „Religionen sind nicht am Schreibtisch entstanden.“
Hm, denke ich beim Lesen, ist das in der Natur sitzen und leise beobachten schon religiös?
Ich weiß es nicht, lasse den Gedanken auch wieder los und atme ruhig weiter.
Nach dem Kurs im Kloster sind alle Teilnehmenden an Ihre Orte gereist. Wir haben uns verabschiedet und tragen jetzt die Erinnerung in uns, wie still und geborgen es war.
Ich würde so gern Frieden und Freude verteilen - aber das Einzige, was mir im Moment bleibt: Ich spende mein Honorar an eine Ukraine Hilfeorganisation.