In der Gruppe zu sitzen und still sein. Gemeinsam schweigen und in sich selbst zurück ziehen. Ist das nicht ein großer Widerspruch?
Warum soll ich in der Gruppe meditieren, wenn ich es doch auch allein daheim kann?
Meditieren in der Gruppe oder allein: Das eine schließt das andere nicht aus - beides ergänzt sich.
Zu schweigen, wenn man allein mit sich ist - daheim auf niemand als sich selbst trifft, ist eher die Regel. In Gruppen dagegen steigt das Bedürfnis, sich mitzuteilen und Sprache hat sich ja aus eben diesem Bedürfnis heraus entwickelt. Wir reden miteinander, übereinander und untereinander tauschen wir Erfahrungen aus.
Besonders dagegen ist es, zu schweigen, entspannt in sich einkehren zu können, obwohl wir umgeben von einer Gruppe Menschen sind. Ist innerhalb dieser Gruppe aber der Konsens, sich nun zu konzentrieren und nicht zu reden, wirkt die Stille nochmal anders, als die leisen Zeiten allein daheim.
Wenn alle meditieren, bleiben die Einzelnen eher konzentriert, wenn auch gerade der Rücken anfängt zu schmerzen, scheinbare Langeweile den Geist erfasst - eine Zeiteinheit zum meditieren kann intensiver und innerhalb einer Gruppe oft besser durchgehalten werden, als wenn ich mir allein daheim Ablenkung erlaube.
Zusätzlich wirken Meditationen in Stille auch anders als geführte Kurzmeditationen. Wenn ich einen längere Zeitraum das Stillsein aushalte, nichts mich ablenkt, niemand mich anspricht und keine Musik meinen Geist zerstreut - dann treffe ich auf mich selbst. Es kommen Erinnerungen hoch oder bevorstehende Aufgaben und es ist Arbeit, diese eigenen inneren Ablenkungen weg zu schieben, nur auf den Atem konzentriert zu sein und ja - nur zu meditieren - sonst nichts.
Nicht mehr, nicht weniger.
Und sich dabei innerhalb einer Gruppe geborgen zu fühlen, in der jede einzelne Person in genau dem selben Zeitraum das auch tut - meditieren - verstärkt aus meiner Erfahrung heraus die Intensität. Klar könnten mich Schnaufen, Husten, Seufzen oder einfach Atmen neben mir, hinter mir oder vor mir ablenken, ja sogar aufregen. Aber dabei immer wieder ruhig werden, ziehen lassen, was ich höre, anhören, nicht drüber nachdenken, wieder zu mir kommen, ist eine ständig wachsende Balanceübung.
Das geht auch allein, dass ich meditiere und manche mögen das als einfacher empfinden als in der Gruppe. Die Gefahr der Ablenkung ist jedoch sehr groß, wenn ich mir dann ein Abbrechen der Meditationseinheit erlaube, weil mir irgendwas im Moment nicht passt am Sitzen und Schweigen. Die Gruppe zieht oftmals eher zurück zum Fokus: Warum sitze ich hier? Was tue ich gerade? Ahja, atmen. Die anderen bleiben auch ruhig, also versuche ich es auch.
Und als Gesamtes ist die Zeit, die ich mir aus dem scheinbar immer vollen Alltag herausnehme, die ich mir für mich nehme, in der Gruppe auch ein klarer einzuhalten. Ich mag nicht stören, also gehe ich pünktlich los oder wähle mich rechtzeitig online ein.
Bin ich ohnehin ausschließlich mit mir selbst verabredet, lasse ich eher Verspätungen oder Verkürzungen bei der Dauer zu. Die Disziplin, zu bestimmten festen Zeiten sicher zu meditieren ist oft allein viel schwieriger einzuhalten. Das ist genauso wie beim Sport allein oder in Gruppe oder wie beim Musizieren - allein üben und zusammen spielen. Beides ergänzt sich.
Etüden an meinem Instrument übe ich allein und die Sonate spielen dann alle Musiker*innen zusammen.
So wie der Klang vieler Instrumente einen Klangteppich ergibt, verteilt sich die Ruhe der Gruppe im Raum und die Konzentration auf den Moment ist spürbar intensiv.
Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung und dem Empfinden erzählen. Im Gespräch mit anderen oder aus Büchern erfahre ich dann deren Erlebnis. Und deshalb lade ich ein zum gemeinsamen Meditieren und Zeichnen.
